Das Leben einer Hauskatze.

Monat: August 2022 (Seite 1 von 2)

Fressen-Schlafen-Spielen

So ein Wochenende ist echt anstrengend. Morgens muss ich meine neue Familie zeitig wecken – die sollen ja schließlich was vom Tag haben und dann habe ich mächtig zu tun, mein Futter zu verspeisen, das Katzenklo zu befüllen und zwischendurch quer durch die Bude zu toben.

Ein bissel Sorgen macht mir noch dieser Mitbewohner in beige. Dieser ominöse Köter sitzt und liegt inzwischen öfter hier rum und sobald er mich entdeckt, donnert er los. Zum Glück bin ich immer schneller als er und kann mich rechtzeitig verstecken. Ich befürchte aber, der hat dauerhaftes Wohnrecht und ich muss mich mit ihm anfreunden.

Gegen Abend erzwinge ich mir Kuscheleinheiten. Ich lege mich wie ein Pelzkragen um den Hals von meinem Personal und schnurre so laut, dass man nicht mal mehr den Fernseher versteht.

Ich gebe mich geschlagen

Freitag. Ich glaube, die lassen mich nicht mehr gehen und inzwischen hab ich sie auch ganz lieb gewonnen. Gut. Dann kann ich ja so langsam mein wahres Ich zum Vorschein bringen.

Bisher denken die ja wirklich, ich hab einen Schaden von der ganzen Aktion genommen und bin für immer und ewig gestört und verschreckt. Ein paar Stunden kann ich das auch noch glaubhaft versichern und fauche und motze, was das Zeug hält, wenn sich irgendwer auf weniger als einen halben Meter nähert. Aber irgendwann wird mir das echt zu blöd, weil ich doch eigentlich so ein total verspieltes und verschmustes Kätzchen bin. Ok, der Alte hat mich erwischt und blöderweise rutscht mir auf seinem Arm tatsächlich ein Schnurren raus. Oooohr Manno! Jaaaa, gut! Ab sofort zeige ich mich, wie ich bin.

Motzend wackle ich nun offensichtlich hier herum und hoffe, dass sich immer wieder jemand findet, der mit mir spielt und mich zum Schnurren bringt. Ich glaube, da stehen meine Chancen in diesem Haushalt echt gut.

Safty first! Das ich nicht lache!

Der zweite Tag bestand für mich eigentlich nur aus Fressen und Schlafen und Katzenklo befüllen. Ich erkundete alle Ecken, kaute an Kabeln, latschte über den Küchentisch und kletterte über Couch und Stühle.

Immer mehr Personal scharrt sich um mich. Das gefällt mir. Das Senior-Personal guckt gelegentlich nach mir, der eine Junior ist ebenfalls fleißig dabei, mich mit Spielzeug zu bespaßen und das Hauptpersonal füllt brav meinen Futternapf.

Alle sind sehr vorsichtig, leise und rücksichtsvoll. Leute! Ich bin doch nicht aus Zucker! Aber ich spiel das Spiel mal noch ein bisschen mit.

Angeblich lauert vor der Wohnungstür das Grauen. Deswegen haben die hier sogar eine Absperrung aufgebaut, damit ich nicht versehentlich aus der Tür entwische. Bei meinem nächtlichen Weck-Manöver gegen halb 4 guck ich mir an, wie Frau Personal mühevoll im Halbschlaf über die Absperrung klettert, um meinen Futternapf zu füllen und meine Toilette zu reinigen. Sieht echt lustig aus! Auch alle anderen Besucher müssen sich tagsüber nämlich drüberhieven, weil sie denken, dass es sinnvoll ist, dass da dieses Brett steht. Ok, ich habe Mitleid. Ich zeig denen jetzt (es ist immer noch nachts halb 4!), dass ich da locker und ohne Anlauf drüberspringe. Das könnt ihr euch also schenken.

Wieder sind sie wach und ich bin satt und kann schön schlafen.

Ich hätte gern Aufmerksamkeit! Auch nachts!

Der erste Tag in dieser neuen Bude neigt sich dem Ende. Frau Personal ist scheinbar unterwegs und Herr Personal kümmert sich um mich. Das macht er ganz gut. Der pennt genauso gern mal schnell auf der Couch ein wie ich, hab ich festgestellt. Den Typen mag ich. Trotzdem bleib ich weiterhin auf Tauchstation. Hinter den Küchenschränken ist es scheinbar auch ziemlich sicher, das muss ich mir merken!

Ich kündige übrigens jeden Toilettengang lautstark an und wenn mein Fressnapf leer ist, darf das auch jeder hören. Die können sich schon mal dran gewöhnen! Die wollten mich, also läuft es nach meinen Spielregeln. Und Regel Nummer eins lautet: Alles hört auf mein Kommando! …auch in der Nacht!

Es wird immer später und freundlichweise pennt der Köter heute beim Senior-Personal. Angeblich soll er ja ganz nett sein, aber etwas trampelig und grobmotorisch. Na dem werd ich was husten!

Fast ununterbrochen meckere ich mal laut und mal leise vor mich hin. Ausdauer hab ich jede Menge! Aber irgendwann bin vor lauter Erschöpfung und Aufregung eingeschlafen. Ich gebe zu, mit vollem Bauch und in scheinbar sicherer Umgebung schläft es sich entspannter, als draußen in der Wildnis des Thüringer Waldes!

Es ist vier Uhr morgens. Zeit, meinen neuen Besitzer mitzuteilen, dass mein Fressnapf leer ist. Lauthals nöle ich rum, bis sich endlich mal jemand bewegt. Yes! Das funktioniert schon mal ganz gut! Schwupps, ist der Napf wieder voll.

Und nun ist es Zeit für mein Morgengeschäft! Ich grabe ein tiiiiiifes Loch in meine Katzentoilette und freue mich, dass die Katzenstreu in hohem Bogen quer durch die Bude fliegt. Meine Duftmarke weckt Tote!

So, die Zwei sind wach! Jetzt kann ich mich ja wieder schlafen legen. Das klappt ja schon mal ganz gut!

My home is my castle

Ok. Dann soll es wohl so sein. Aber leicht mache ich es euch nicht. Da könnt ihr sicher sein!

Und jetzt mach endlich diese scheiss Box auf! Ich will hier raus und zwar sofort!

Pfeilschnell bin ich verschwunden und hab mir erstmal eine ruhige Ecke gesucht. Direkt hinter dem Schrank. Boah! Wie sieht es denn hier aus! Ganz schön staubig. Egal. Hauptsache, keiner kriegt mich.

Dass es mir überhaupt nicht gefällt, kann übrigens jeder hören. Ich schimpfe und meckere in einer Tour. Denen geh ich jetzt erstmal gehörig auf die Nerven.

Eine von den Zweibeinern, die, die mich eingefangen hat, schleppt ein Katzenklo, Futternäpfe und alle möglichen „Katzenuntensilien“ an. Mir egal. Soll sie machen. Interessiert mich alles nicht. Ich bleibe hinter dem Schrank! Da kann sie mich vollquatschen und locken, wie sie will, ich lass mich nicht darauf ein.

Endlich ist sie weg! Ruhe! Ach, tut das gut!

Mal sehen, wie die hier eingerichtet sind. Uih…klein, aber gemütlich. Balken zum Klettern, Schränke zum Dahinterkriechen, eine Couch mit vielen Kissen. Vielleicht könnte es mir ja doch gefallen? Aaaah! Und hier steht mein Fressen. Sehr gut!

Plötzlich rumpelt und kracht es wieder und mein Personal steht da. Zack! Schnell weg. Die sollen ja nicht mitkriegen, dass ich gerade dabei bin, mich hier einzugewöhnen. Ich quittiere am besten alles mit nervigem Gemaunze. Das hält sie hoffentlich auf Abstand. Wenn die wieder verschwunden sind, setze ich meine Erkundungstour auf jeden Fall fort.

Blöder Köter!

Meine dritte Nacht im Freien war doof. Irgendwie hab ich mich verlaufen. Kein Futter mehr da und hören konnte ich auch niemanden mehr. Verdammt! So langsam krieg ich echt Schiss! Ich bin doch erst 11 Wochen und eigentlich hatte ich mir mein Katzenleben etwas anders vorgestellt. Hmmm…und dieser Holzverschlag, in dem ich gerade wieder hocke, sieht auch anders aus, als der von den letzten zwei Tagen. Ich geh mal gucken, wo ich bin…

Aha…Bäume, Wiese, Blumen. Sieht ja ganz nett aus. Ooooooh! Scheisse! Schon wieder so ein Zweibeiner. Diesmal ein etwas älteres, weibliches Modell, aber die guckt auch so, als ob sie nach jemandem sucht. Gehört die etwa auch zu meinem neuen Personal? Und wen, verdammt noch mal, hat sie da im Schlepptau?! Einen riesigen Köter! So ein Labradings! Viel viel größer als der Hund, den ich bereits seit meiner Geburt kenne. Ich krieg die Krise! Ich muss hier weg! Mist! Der hat mich gerochen! Der hat doch echt nix bessere zu tun, als vor meinem Versteck stehenzubleiben und Rabatz zu machen! Junge! Halt deine Schnauze! Ich hab keinen Bock auf dich!

Zu spät! Irgendwer hat gepetzt und plötzlich steht da wieder diese Lebendfalle direkt vor mir und ich dusselige Schnepfe renne volle Kanne rein, weil ich so erschrocken war!

Aus die Maus. Ich wurde erwischt.

Zweiter Tag in Freiheit

Nachdem ich mir nachts den Bauch vollgeschlagen habe, kamen die Neuen und stellten zufrieden fest, dass alles Futter weg war. So nach und nach gewöhnte ich mich sogar an ihre nervigen Stimmen und begann sogar, auf ihre Rufe mit einem gelegentlichen Maunzen zu antworten.

Ständig riefen die mich LUZI. Hmmm…komischer Name. Klingt ein bissel wie LuziFER…aber mein altes Personal nannte mich „Schissi“, weil ich angeblich immer so ängstlich war. DAS klingt echt bescheuert! Da ist Luzi ja wohl die bessere Wahl. Naja, ich denk mal drüber nach, ob ich mich mit meinem neuen Namen anfreunden kann.

Am zweiten Tag meiner Flucht fuhren sie richtig schwere Geschütze auf. So ein langes, grünes Blechding aus Draht wurde plötzlich in meine Nähe gebracht. Damit nicht genug! Die schleppten noch so ein Teil an und stellten es ebenfalls auf. Ich glaub, man nennt das LEBENDFALLE. Hört sich gruselig an! Aber, die präparierten es wunderbar mit Futter und legten Spuren. An denen hab ich mich satt fressen können. Zwischendurch gab ich immer mal ein Lebenszeichen und das wars dann aber auch. Ich war müde und gestresst. Lasst mich doch einfach mal in Ruhe!

Nachts sind alle Katzen grau…und manchmal auch alleine

Och manno! Keine Mama da, keine Geschwister. Niemand, mit dem ich spielen konnte und Hunger hatte ich auch. Irgendwie war mein Plan von der Flucht nicht so richtig durchdacht. Mein kleiner Magen knurrte und ich hatte ganz doll Heimweh. Die erste Nacht in der fremden Umgebung, draußen, alleine, ohne Futter – echt beschissen!

Ich konnte hören, dass mein neues Personal immer weiter nach mir suchte. Die haben sogar jemanden von der Tierheimat Thüringen angerufen, die bei der Suche geholfen hat. Trotzdem hielt ich an meiner Idee fest, dieses neue Heim zu boykottieren. Die Frau von der Tierheimat kam auf die Idee, ein Video mit einer rufenden Katzenmama abzuspielen. Das war echt eine miese Nummer! Ein paar Stunden hab ich es ausgehalten, aber als es dann dunkel wurde und die zweite Nacht in freier Wildbahn drohte, konnte ich nicht anders. Ich musste mich zu erkennen geben. Ich jammerte bitterlich! Und tatsächlich wurde ich entdeckt.

Wo ich mich versteckte? Nicht in der Scheune, sondern beim anderen Nachbarn im Holzverschlag. Da fühlte ich mich sicher. Zu dritt suchten sie und haben mich tatsächlich gesichtet. Mehr aber auch nicht. Ich klemmte mich hinter einer Fassade ein und sie guckten in die Röhre. Ok, sie wissen jetzt wo ich bin. Na gut. Aber in ihre Bude geh ich trotzdem nicht! Netterweise haben sie mir erstmal was zu fressen hingestellt und alle halbe Stunden kamen sie mit ihrem Handy gelatscht und haben geguckt, ob ich noch an Ort und Stelle bin. Jaaaa, Mann! Ihr nervt! Ich hab einfach Hunger und will meine Ruhe!

Irgendwann ließen sie von mir ab und ich konnte erstmal meinen knurrenden Magen beruhigen. Das war echt lecker und dringend nötig! So eine Flucht kostet Kraft und Nerven.

Umzug mit Tücken

Einfach kann ja jeder.

Mein neues Personal fand mich über Ebay-Kleinanzeigen. An einem Samstag im August kamen plötzlich zwei weibliche Zweibeiner zu mir und meinten, sie wollen mich jetzt verschleppen!

Ich soll von Mama und meiner Schwester (und jede Menge anderer Tiere) weg! Eingesperrt in eine Katzenbox! Na da haben sie die Rechnung aber ohne mich gemacht! Klein wie ich bin, kann ich mich nämlich wunderbar verstecken und da das Ursprungspersonal figürlich etwas wohlproportionierter war, haben die mich auch nicht einfangen können. Pech! Müssen sie eben ohne mich wieder in ihr Bergdorf fahren! Blöderweise waren sie hartnäckig und standen am nächsten Morgen schon wieder vor der Tür und hatten immer noch die Absicht, mich zu kidnappen.

Moment mal, hier ist doch was faul! Bei Kidnappen zahlt man doch erst, wenn man wieder freikommt, oder? Ich hab aber genau gesehen, wie das neue Personal meinem alten Personal bereits Geld in die Hand gedrückt hat, als sie mich abgeholt haben. Frechheit! Menschen sind echt komisch!

Auf jeden Fall saß ich da nun in meiner Box, völlig verstört (ich will euch lieber nicht erzählen, wie meine alte Besitzerin mich wirklich eingefangen hat…) und die zwei neuen Weiber grinsten von einem Ohr zum anderen.

Was zum Henker erwartet mich jetzt? Egal! Mein Plan steht fest! Ich gehe stiften! Und zwar sofort! Gesagt, getan. Schon im Auto hatte ich die Möglichkeit, aus meiner Box zu entkommen. Scheinbar war mein Anblick so jämmerlich, dass mein Junior-Personal (blondes Mädel, Anfang 20) die Transportkiste öffnete und ich blitzschnell die Chance nutzte und mich im Auto versteckte.

Blöderweise konnten sich mich irgendwann wieder schnappen und ich landete erneut in meinem Plastik-Knast. Aber wie es der Zufall wollte, schnippte die Tür von dem Ding auf, als sie mich gerade durch den Hof getragen haben. Im hohen Bogen hüpfte ich raus und rannte um mein Leben. Erstes Ziel: das Gebüsch! Gerettet! Dachte ich zumindest…

Die haben mich keine Minute in Ruhe gelassen. Zu dritt krochen sie in der Hecke rum, um mich wieder zu kriegen. Sie servierten Futter und lockten mich mit säuselnder Stimme. Keine Chance! Hier bleib ich nicht! In einem unbeobachteten Moment konnte ich losflitzen und sie haben meine Spur verloren. Gut versteckt beobachtet ich sie nun, wie sie stundenlang den Hof, den Garten, die Garagen und sogar die Scheune des Nachbarn auf den Kopf stellten!

Erfolglos. Ich blieb in meinem Versteck.

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